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SCHÖNER. WOHNEN. DAMALS. Die Erfindung der bürgerlichen Familie im 19. Jahrhundert

Zuhause: Jeder kennt es, jeder hat eins, etwas so Selbstverständliches hat es immer schon gegeben – wirklich? Oder ist das Zuhause eine ähnlich „neue Erfindung“ wie der heutige Mensch (Michel Foucault)? Neben den vielen technischen Erfindungen und künstlerischen Innovationen zählt auch der private bürgerliche Haushalt zu den Neuerungen des 19. Jahrhunderts, die uns bis heute prägen. Zwischen Biedermeier und vorfabrizierten Küchenprodukten eröffnet sich das historische Spannungsfeld von Privatisierung und Industrialisierung des häuslichen Alltags, von Intimisierung und zugleich Standardisierung des Familienlebens.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die häuslichen Objekte – Möbel, Werkzeuge, Kleidung, Küchengeräte – Einzelstücke. Gegen Ende des Jahrhunderts gab es bereits Massenprodukte, Maschinen und Wegwerfartikel in den wohlhabenderen Haushalten. Auch der familiäre Gefühlshaushalt revolutionierte sich grundlegend. Kindheit und Jugend bildeten sich als symbolische und wirtschaftliche Abgrenzung überhaupt erst aus, die bürgerliche Familie emanzipierte sich von aristokratischen oder bäuerlichen Lebensmustern.
Die Ausstellung widmet sich dem Wandel der Beziehung zwischen den Gegenständen und praktischen Abläufen im Haushalt einerseits und ihrer technischen, symbolischen, künstlerischen oder religiösen Deutung andererseits im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Was bedeuteten im Haushalt um 1800 Ernährung, Vorrat und Vorsorge, Hygiene und Gesundheit, Liebe, Sexualität, Erziehung, Frömmigkeit, Bildung – und was bedeuteten sie am Ende des 19. Jahrhunderts?
Der Ausstellungsbesucher wird eingeladen, sich durch verschiedene Zimmer und Lebensbereiche zu bewegen: die Küche als soziales Zentrum mit offener Feuerstelle und als einziger beheizter Raum, der einst Leben, Waschen, Kochen und vieles mehr miteinander verband. Zum Ende des 19. Jahrhunderts glänzten dann bereits emaillierte Industrieherde in den Küchen und erleichterten das Arbeiten. Das Private trennte sich in vor Besuchern verborgene Zimmereinheiten einerseits und repräsentative Salons für das gesellschaftliche Leben andererseits. Separate Toiletten und Bäder trugen den medizinischen und hygienischen Erkenntnissen erst gegen Ende des Jahrhunderts Rechnung. Der soziale Unterschied innerhalb des Bürgertums wurde sichtbar durch das Herrenzimmer, die Bibliothek, die Dienstmädchenkammer sowie den Dienstboteneingang in die Küche. Neue Gegenstände wie Glasflaschen, Gaslampen und Uhren aus Massenproduktionen holten die industrielle Revolution langsam aber unweigerlich in die privaten Haushalte. In der Gegenüberstellung von historischen Alltagsgegenständen mit Gemälden fragt die Ausstellung: Wie interpretierten die Ingenieure, wie die bildenden Künstler den tief greifenden Wandel des häuslichen Lebens?

 

 

Datum

09 Apr 2011 - 28 Aug 2011
Vorbei!
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