Rolandsbogen

REISEN. Ein Jahrhundert in Bewegung

Mit der Ausstellung „Reisen. Ein Jahrhundert in Bewegung“ wird das Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts am 9. April eröffnet. Das Museum – in seiner Konzeption ist es einzigartig in der Museumslandschaft Deutschlands – widmet sich in halbjährlich wechselnden Themenausstellungen den intensiven Wechselwirkungen von Kunst und Technik im 19. Jahrhundert. Damit wird die Baden-Badener Museumsmeile an der Lichtentaler Allee inhaltlich um eine profilierte Institution ergänzt. Das Museum ist als Neubau in den historischen Gebäudekomplex Kulturhaus LA8 an der Lichtentaler Allee integriert und wird von der Grenke-Stiftung getragen.
Thematische Schwerpunkte der Ausstellung sind die Techniken von Mobilität (von der Postkutsche bis zum Motorrad), die Raumerschließung (auf Schienen oder auf dem Dampfschiff, per Fahrrad oder Automobil), die künstlerischen Formfindungen für Sehnsucht, die Rheinromantik (der Rhein als Reiseziel von Engländern entdeckt und in der Folge touristisiert), Reisebegleiter (vom Reiseführer über Faltpanoramen hin zu Reisemusikapparaten), die Erschließung der Welt (mit Hilfe der Fotografie, Geografie und des Kinderspiels) und der Wunsch, sich die Welt nach Hause zu holen, vom Guckkasten bis zu exotischen Trophäen.
Im Verlauf des Jahrhunderts erlauben technische Entwicklungen eine schnellere und weitläufigere Mobilität für eine wachsende Zahl von Reisenden, zuerst noch mit der Postkutsche, dann mit der Eisenbahn, später mit dem Automobil. Expeditionen führen Wagemutige in immer entlegenere Gebiete der Welt. Der aufkommende Massentourismus und die Souvenirindustrie belegen das wachsende Bedürfnis nach Reisen und deren Kommerzialisierung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist das Reisen noch Privileg von Adligen, besonders wohlhabenden Bürgern und Künstlern, später bringt das Reisen zunehmend Industrie- und Wirtschaftszweige hervor.
Auf drei Etagen des Museumsneubaus kann sich der Betrachter auf eine Zeitreise begeben und die Sichtweisen des 19. Jahrhunderts kennen lernen. Dies betrifft die Frage nach den zur Verfügung stehenden Fortbewegungsmitteln ebenso wie die Überlegung, welche Orte eine Reise wert sind. Die Raumerschließung mit Hilfe von Kutsche, Dampfschiff und Eisenbahn geht mit der Vereinheitlichung zeitlicher Strukturen einher. Die spätere Individualisierung der Verkehrsmittel erfordert zuerst eine abstrahierende Verallgemeinerung der technischen Logistik.
Kunstgeschichtlich führt die Zeitreise über die Rheinromantik, die Sehnsucht nach dem Süden, die Exotik des Reisens zu den Werken der berühmten Maler jener Zeit. Carl Blechen, Johann Wilhelm Schirmer, Carl Friedrich Lessing und Andreas Achenbach machen die Begeisterung der Künstler für unwegsame Natur, historische Ruinen, vor allem aber für die romantische Landschaft entlang des Rheins sichtbar. Carl Spitzwegs „Landschaft mit Postkutsche“ zeigt die zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch am weitesten verbreitete Methode des Reisens neben dem beschwerlichen Fußmarsch.
Fotografie, Kartografie und Geografie zeigen ein Bild der Welt, das die Ferne ins eigene Heim holte. Reisespiele bereiteten auf touristische Ausflüge vor, suggerierten die Erkundung von Städten und Landstrichen auf dem Spielbrett. Reiseführer und Faltpläne mit Verzeichnissen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten zeigten sich nicht nur als praktische Begleiter während der Reise, sondern gleichzeitig auch als Zeugnis des Erlebten. Wie Trophäen abenteuerlicher Erkundungen wurden Präparate exotischer Tiere aller Kontinente dem staunenden Publikum zu Hause präsentiert.
Dem Besucher erschließt sich eine Welt des Reisens mit Hilfe von Kutsche, Dampfschiff und Eisenbahn, Fahrrad, Motorrad und Automobil, fernab heutiger Vorstellungen von Technik und Infrastruktur. Im Untergeschoss des Museums wird eine neuartige StereoskopieProjektion präsentiert, die einer Zeitreise gleich, das Baden-Baden des 19. Jahrhunderts räumlich erlebbar macht. Das Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts wendet sich nicht nur an kunst- und technikinteressierte Fachleute, sondern spricht Familien und Schulklassen ebenso an wie Menschen mit Spaß an Raritäten und Skurrilem. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Datum

11 Apr 2009 - 06 Sep 2009
Vorbei!
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